In Oberindling mussten die Besucher des Traditionsfestes wegen des Unwetters in ihre Autos und in die Zelte flüchten – Panik brach nicht aus
von Rainer Eckelt
Oberindling. Warum sind Sonnwendfeiern so beliebt bei den Menschen? Natürlich: Sommer, die kurzen Nächte, Wärme, ein frisch gezapftes Bier, lecker essen im Freien, Leute treffen und die Tradition bewahren. Die Kinder und auch viele Erwachsene freuen sich auf das nächtliche Sonnwendfeuer, wenn die meterhohen Flammen in den Nachthimmel züngeln und die handwerklich kunstvoll gestaltete Hexe auf dem aufgeschichteten Brennholz ihr klägliches Ende findet.
All dies kennt man seit vielen Jahren in Oberindling, wenn die Feuerwehrler und die Kegler gemeinsam zum Sonnwendfest einladen. Und auch heuer war am Samstag ab 18.30 Uhr kaum noch ein freier Sitzplatz zu ergattern. Man stand an den Grillstationen geduldig in der Schlange und die Kellner versorgten die Gäste mitunter im Laufschritt mit Flüssigem. Am Himmel zeichnete sich aus Richtung Südosten doch ein Unterschied zu den Vorjahren ab: Statt Sonnenuntergang Aufzug einer Gewitterfront. Schon seit etwa 17 Uhr verfärbte sich der Himmel dort vom sommerlichen Blau in ein immer bedrohlicheres Grau. Die Frage, die sich alle stellten: Wohin wird es ziehen? Trifft es Oberindling mit seinen hunderten Gästen in Sommerlaune? Unbeirrt genoss man den köstlichen Fisch, Grillfleisch und Bier. Wie gewohnt, begrüßte Feuerwehrvorstand Rupert Kreuzhuber sen. ruhig und gelassen die zahlreichen Ehrengäste. Die Blicke zum Himmel hingegen wurden inzwischen schon häufiger. War da nicht eben schon ein rumpelndes Donnern zu hören? Die Sonne war verschwunden, die Sommerwärme drückend. Wenig Wind. Hinter dem ohnehin schon grauen Gewölk entstand inzwischen eine noch dunklere Front. An der Hüpfburg herrschte dennoch weiterhin Hochbetrieb. Die Bedienungen schleppten die Bierkrüge an die Tische und viele freuten sich auf den kulinarischen zünftigen Genuss, als aus der Ferne plötzlich ein bedrohliches Grollen vernehmbar wurde. Östlich von Indling verschluckte ein Nebel aus Staub die Landschaft. Das nahende Grollen entpuppte sich als die Begleitmusik der schweren Sturmböen, die den Festplatz jetzt mit voller Wucht trafen. Bäume wurden regelrecht durchgeschüttelt, bogen sich so weit nach unten, dass man ihre Wipfel fast greifen konnte.
Als die ersten dicken Tropfen fielen und die Windböen stärker wurden, verließen die Gäste die Bierbänke
– Richtung Auto oder in die Zelte.
Im Nu war die Hüpfburg leer und die Kinder rannten zu ihren Eltern. Wohin so schnell mit Currywurst und Bier? In Sekundenschnelle füllten sich die zwei Festzelte. Die Böen rüttelten gefährlich heftig an den Verankerungen. Pro Zeltanker stand sofort jemand und sorgte für zusätzlichen Halt. Andere Gäste rannten in Richtung Parkplatz zu ihren Autos. Der Hüpfburg wurde die Luft abgelassen und durch Körpergewichte wurde sie gemeinsam daran gehindert, einfach davonzufliegen. Der Regen setzte zögerlich, gar tropfenweise ein, was es vielen Festgästen möglich machte, dass sie (noch) halbwegs trocken blieben. Die ganze Atmosphäre verfärbte sich braungrau, war angefüllt von Donner und Rauschen. Blitze zuckten, der Sturm zerrte an allem was herumstand. In weniger als einer Minute waren alle Sitzbankgarnituren ohne schützendes Zeltdach wie leergefegt. Von den schwülen rund 30 Grad des Nachmittags blieben noch frische 18 Grad. Gäste in leicht luftiger Kleidung fröstelte es.
... darunter auch stv. Landrätin Gerlinde Kaupa.
Aber in den Zelten hielt sich die warme Luft noch länger, was ein weiteres Verweilen auf dem Indlinger Sonnwendfest 2016 möglich machte. Auf ein Neues dann im nächsten Jahr. Denn das bisherige Wetterglück der Indlinger war schon fast buchstäblich und wird bestimmt erneut dem Traditionsfest bei Pocking treu bleiben.